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«Im Zentrum von Adligenswil eröffnen sich ganz neue Perspektiven»

Nach dem Schulhausneubau ist vor der Zentrumsplanung. Mit der Realisierung der Schulanlage Kehlhof eröffnet sich nämlich die Chance für eine Gesamtbetrachtung im Dorfzentrum. Die drei Grundeigentümer – die katholische Kirchgemeinde, die Familie Sager mit dem «Rössli» und die Gemeinde – haben eine gemeinsame Vision entwickelt. Gemeindepräsident Markus Gabriel erläutert im Interview, wie Schulhausneubau und Zentrumsentwicklung zusammenhängen.

Markus Gabriel, Sie engagieren sich auch persönlich sehr stark für die neue Schulanlage Kehlhof. Sind Sie zufrieden mit dem Resultat des Projektwettbewerbs?

Markus Gabriel: Ja, sehr. Dabei sind für mich vier Aspekte ausschlaggebend. Erstens überzeugt die Schulraumgestaltung. Sie bietet ein ideales Lernumfeld, insbesondere mit den direkt zugänglichen Aussenräumen für die Kindergartenklassen. Zweitens sind die Sport- und Spielräume grosszügig angelegt, und sie verbinden die neue Schulanlage mit dem bestehenden Schulhaus Obmatt. Drittens minimiert die geschickte Anordnung der Gebäude die mögliche Lärmbelastung für die unmittelbare Nachbarschaft.

Und viertens?

Viertens, und das ist ganz wichtig:  Das Projekt berücksichtigt die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist so konzipiert, dass Erweiterungen sowohl in den bestehenden als auch in den neuen Schulanlagen möglich sind, auch für die schulergänzende Betreuung. Es ist buchstäblich zukunftsorientiert, für Generationen und in allen Bereichen.

Was heisst das für die bestehenden Schulhausbauten im Dorf?

In der neuen Schulanlage Kehlhof werden alle Kindergarten- und Primarschulklassen zusammengezogen. Somit werden das Dorfschulhaus 1, das sechzig Jahre alt ist, und das Dorfschulhaus 2, das fünfzig Jahre alt ist, für den Schulbetrieb nicht mehr benötigt.

Das eröffnet Perspektiven im Dorfzentrum. Wie soll der frei werdende Raum genutzt werden?

Solange die neue Kehlhof-Turnhalle nicht gebaut werden kann, wird die Turnhalle des Dorfschulhauses 1 weiter genutzt. Erst danach kommt eine Sanierung oder ein Abbruch infrage.

Und das Dorfschulhaus 2?

Die ersten Überlegungen zogen in Betracht, den gemeindeeigenen Hausdienst und die gesamte Musikschule im Dorfschulhaus 2 unterzubringen. Dies erfordert allerdings einige bauliche Anpassungen. Zusammen mit den anstehenden Sanierungen würden sich die Kosten auf über sechs Millionen Franken belaufen.

Dazu kämen die Kosten für das Dorfschulhaus 1.

Richtig. Und deshalb eröffnen sich im Zentrum ganz neue Perspektiven.

Das heisst?

Weil die Sanierung der beiden alten Schulhäuser sehr kostenintensiv ist, ist der Gedanke nicht von der Hand zu weisen, beide Gebäude abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen. Dies ermöglicht eine Gesamtschau aus Sicht der Gemeinde. Wie kann sie ihre noch offenen Bedürfnisse abdecken, inklusive vielleicht des Gemeindehauses?

Sie sprechen das Gemeindehaus an. Im bisherigen Projekt «Bützi» (mit der Migros) ist ein Neubau des Gemeindehauses an der heutigen Stelle vorgesehen. Ist das mit den neuen Möglichkeiten im Zentrum nicht mehr der Fall?

Mit dem Schulhausneubau und dem Gedanken der Zentrumsentwicklung haben wir die Einzelbetrachtung von Projekten verlassen. Zwingend ist nun ein gesamtheitlicher Überblick. Dazu braucht es einen übersichtlichen Masterplan, der Entwicklungsabsichten und verschiedene Optionen für die einzelnen Gemeindeobjekte aufzeigt. Über die konkreten Schritte wird selbstverständlich die Bevölkerung entscheiden, wenn entsprechende Projekte vorliegen.

In diese Gesamtschau gehören auch die Pläne der katholischen Kirchgemeinde und der Familie Sager, die bereits über konkrete Projekte im Zentrum verfügen. Wie entstand der Gedanke einer gesamtheitlichen Zentrumsentwicklung?

Aus verschiedenen Gesprächen mit der katholischen Kirchgemeinde und der Familie Sager wussten wir von den Neubauplänen. An dieser prominenten Lage im Dorfzentrum ist das öffentliche Interesse natürlich sehr gross, zudem waren die gemeinsamen Entwicklungsinteressen offensichtlich. Deshalb setzten wir uns an einen Tisch, und für alle Beteiligten war sofort klar, dass hier die einmalige Chance besteht, gemeinsam ein Zentrum zu schaffen, das nicht nur das Ortsbild wahrt, sondern auch Freiräume für die Bevölkerung schafft.

Ein Glücksfall also?

Ja, in jeder Hinsicht. Auch weil alle Beteiligten jetzt bereit sind, ihre Projekte zu realisieren. Sowohl die Gemeinde als auch die katholische Kirchgemeinde und die Familie Sager fühlen sich verpflichtet, das Beste aus der Gesamtschau zu realisieren und nicht die Rendite in den Vordergrund zu stellen.

Wie kam es zu der gemeinsamen Zentrumsvision, die nun vorliegt?

Alle drei Grundeigentümer einigten sich auf ein qualifiziertes Workshop-Verfahren, das von einem Architektenteam begleitet wurde. Auch die Architekten sind übrigens begeistert von dieser Chance, die sich Adligenswil aufgrund der konkreten Eigentumsverhältnisse und des Entwicklungspotenzials bietet. Ein solches Vorgehen wäre in kaum einer anderen Gemeinde des Kantons Luzern möglich.

Was bedeuten die Pläne für die Gemeinde? Lässt sich die Zentrumsentwicklung nach dem grossen Brocken im Kehlhof auch finanzieren?

Es ist unmöglich, alle Projekte sofort zu realisieren. Wie bereits angetönt, braucht es jetzt einen neuen Masterplan mit Optionen. Daran arbeiten wir. Nur so kann eine langfristige Planung im Rahmen der geltenden Finanzstrategie erstellt werden. Dabei zeichnet sich bereits jetzt ab, dass mit einer klugen Gesamtplanung langfristig weniger Sanierungs- und Investitionskosten anfallen werden. Dazu gehören auch Übergangslösungen für die alten Schulhäuser.

Was sind konkret die nächsten Schritte?

Jetzt geht es darum, die Adligenswilerinnen und Adligenswiler – das heisst die Bevölkerung, die politischen Parteien und die Kommissionen – in die Planungsprozesse einzubeziehen. Und zwar bei allen drei Projekten, erstens beim Neubau der Schulanlage Kehlhof mit der laufenden Ausstellung im Dorfschulhaus 1, zweitens beim überarbeiteten Projekt «Bützi» und drittens bei der Zentrumsentwicklung. Aufgrund der Rückmeldungen aus der Bevölkerung werden wir danach den Immobilien-Masterplan der Gemeinde anpassen und die Optionen definieren. Nur so kann eine langfristige und sinnvolle Gemeindeentwicklung verfolgt werden.

 

Zentrumsentwicklung: Ausstellung und Orientierungsversammlung

Die Projekte, die mit der Zentrumsentwicklung zusammenhängen, werden der Öffentlichkeit am Chilbisonntag, 4. September 2022, um 13.30 Uhr und um 15.00 Uhr in der Aula des Dorfschulhauses 2 vorgestellt. Anwesend werden Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde, der katholischen Kirchgemeinde und der Familie Sager sein. Danach werden die Projekte bis am 13. September 2022 in der Aula des Schulhauses Obmatt ausgestellt sein, und zwar am 5., 6., 12. und 13. September jeweils von 18.00 bis 20.00 Uhr und am 10. und 11. September (Samstag und Sonntag) jeweils von 10.00 bis 12.00 Uhr.

Am Mittwoch, 14. September 2022, wird zudem eine Orientierungsversammlung des Gemeinderates zu den drei Projekten (Schulanlage Kehlhof, «Bützi» und Zentrumsentwicklung) stattfinden. Sie beginnt um 19.00 Uhr in der Turnhalle des Zentrums Teufmatt.